Betriebliches Eingliederungsmanagement: Return-to-Work

Betriebliches Eingliederungsmanagement: Return-to-Work

Mit einem BEM-Gespräch zur betrieblichen Wiedereingliederung

2. Mai 2025 | Team alfatraining.com

 

Psychische Krisen können jeden treffen und aus dem Leben sowie dem Arbeitsalltag reißen. Damit Betroffene nach einer langen Krankenzeit wieder optimal in den Beruf zurückkehren können, gibt es das betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM). Dabei finden Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber:innen im BEM-Gespräch heraus, wie eine Rückkehr ins Unternehmen gelingen und dem Betroffenen die bestmögliche Unterstützung zu teil werden kann.
Doch Gespräche zur betrieblichen Wiedereingliederung nach einer psychischen Erkrankung zu führen, ist oft nicht einfach. Während man nach körperlichen Symptomen mit einfachen Maßnahmen wie einer Veränderung des Arbeitsplatzes nachhaltige Erfolge erzielt, reichen diese bei psychischen Krankheiten nicht aus.
BEM-Gespräche stellen unter diesen Umständen sowohl für die betroffenen Personen als auch für die Durchführenden eine Herausforderung dar.
Aber wie kann nun ein BEM-Gespräch zur betrieblichen Wiedereingliederung gelingen? Und wie können Personalabteilung und Führungskräfte sich darauf vorbereiten?

 

Return-to-Work mithilfe des betrieblichen Eingliederungsmanagements

Psychische Erkrankungen wie Depressionen, Burnout oder Angststörungen zählen inzwischen zu den häufigsten Ursachen für längere Fehlzeiten am Arbeitsplatz. Dabei stellt die steigende Anzahl von Krankschreibungen aufgrund seelischer Belastungen die Unternehmen vor neue Herausforderungen. Ebenso herausfordernd ist der Weg der betroffenen Person zurück an den Arbeitsplatz und die Wiedereingliederung in den Berufsalltag. Wer länger als sechs Wochen am Stück oder wiederholt innerhalb eines Jahres krankgeschrieben ist, der hat in Deutschland das Recht auf ein BEM. Dieses soll, wie das Gesetz § 167 SGB IX schreibt, „die Möglichkeiten [klären], wie die Arbeitsunfähigkeit möglichst überwunden werden und mit welchen Leistungen oder Hilfen erneuter Arbeitsunfähigkeit vorgebeugt und der Arbeitsplatz erhalten werden kann.“ (1) Eng damit verwandt ist der Begriff des Return-to-Work (RTW). Dieser meint den gesamten Prozess der erfolgreichen Wiedereingliederung nach einer Erkrankung und reicht oft weiter als das gesetzlich greifende betriebliche Eingliederungsmanagement. (2) Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin definiert mit Return-to-Work „alle Strukturen, Maßnahmen und Aktivitäten […], die auf eine rechtzeitige, erfolgreiche und nachhaltige Rückkehr zur Arbeit nach einer längeren Erkrankung abzielen.“ (3) 

Beim Eingliederungsmanagement spielt es in erster Linie keine Rolle, ob es sich um eine körperliche Erkrankung wie einem Bandscheibenvorfall oder um eine psychische Erkrankung handelt. Das Ziel, zurück in den beruflichen Alltag zu gelangen und nach der Wiedereingliederung keinen Rückfall zu erleiden, ist in beiden Fällen das gleiche.

Bei einem BEM-Gespräch nach psychischen Erkrankungen bedarf es aber eines höheren Feingefühls von Seiten der Personalabteilung und der verantwortlichen Führungskräfte. Nicht umsonst gehören Empathie und Wertschätzung zu einer gelungenen Führungskompetenz und sind auch in einem BEM-Gespräch unverzichtbar. Wie Stephan Voswinkel betont, wird „ein standardisiertes Vorgehen […] der Spezifik der einzelnen Fälle in der Regel nicht gerecht und es kann zur Folge haben, dass sich die Betroffenen in ihrer Krankheit nicht verstanden fühlen.“ (4) Hilfreich ist es, wenn Arbeitnehmer:innen Vertrauen zu den eigenen Arbeitgeber :innen besitzen und bereits von sich aus den Kontakt suchen. Zum einen ist durch einen frühzeitigen Kontakt die Hürde für den Schritt zurück ins Unternehmen viel geringer. (5) Zum anderen können dann bereits konkrete Maßnahmen im Rahmen des Eingliederungsmanagements geplant und umgesetzt werden. Durch die innerliche Bereitschaft der Arbeitnehmer:innen können BEM-Maßnahmen zudem ihre volle Wirkung entfalten. Betroffene Personen sollten keine Nachteile darin sehen können, zuerst auf die Arbeitergeber:innen zuzugehen. Und gerade deshalb ist es wichtig, das betriebliches Eingliederungsmanagement im Unternehmen auf die verschiedenen Ansprüche auszurichten und Mitarbeiter:innen auf verschiedene Fälle und Bereiche des Eingliederungsmanagements zu spezialisieren.

 

Sensibilisierung und Aufklärung als Schlüssel

In einer immer komplexeren Berufswelt ist die Sensibilisierung für psychische Belastungen am Arbeitsplatz essenziell. Aber auch vorbeugende Maßnahmen wie die Stärkung der Resilienz der Mitarbeiter:innen sowie ein geeignetes Stressmanagement können präventiv helfen, eine lange Arbeitsunfähigkeit von Beschäftigten zu vermeiden. 

Viele Mitarbeiter:innen scheuen sich davor, offen über ihre Krankheit zu sprechen und befürchten, Nachteile durch sie oder eine erfolgende Maßnahme des betrieblichen Eingliederungsmanagements zu erfahren. Zwar werden psychische Erkrankungen in der Gesellschaft inzwischen mehr und offener kommuniziert, doch noch immer ist die Angst der Stigmatisierung groß, insbesondere wenn die Krankheit mit einer Arbeitsunfähigkeit einhergeht. „Daher steht schnell der Verdacht im Raum, die Betroffenen simulierten oder seien einfach überempfindlich und wenig belastbar.“ (6)

 

Besonderheiten beim Return-to-Work-Prozess

Die Wiedereingliederung nach einer psychischen Krise unterscheidet sich deutlich von der Rückkehr nach körperlichen Erkrankungen. Neben medizinischen und organisatorischen Aspekten müssen auch individuelle Bedürfnisse und Ängste der betroffenen Beschäftigten berücksichtigt und für eine BEM-Maßnahme betrachtet werden. Ein strukturierter, wertschätzender und flexibler Prozess im Eingliederungsmanagement ist entscheidend für eine nachhaltige Wiedereingliederung in den Arbeitsalltag. Dabei bietet gerade die individuelle Sichtweise auf eine Krankheit und die daraus resultierenden Maßnahmen einen Vorteil für den oder die Arbeitgeber:in. Denn oft werden in den BEM-Gesprächen auch Probleme des Unternehmens offengelegt, die sich auch auf andere Mitarbeiter:innen auswirken. So sollte es auch darum gehen, „die Einzelfälle in ihrem arbeitsorganisatorischen Zusammenhang zu sehen und zu berücksichtigen, dass sie möglicherweise Hinweise auf allgemeinere Probleme in den Arbeitsbedingungen geben.“ (7)

Auf diese Weise kann man weiteren Problemen, die durch Bedingungen am Arbeitsplatz ausgelöst wurden, entgegenwirken und erneute psychische Belastungen vorbeugen. Des Weiteren fördert die Identifikation und Beseitigung von belastenden Arbeitssituationen das Betriebsklima, steigert die Zufriedenheit sowie Produktivität und lässt Arbeitgeber:innen zugleich einen Schritt in Richtung Mitarbeiter:innenbindung gehen.

 

Nachhaltige Integration und Prävention

Ein erfolgreiches BEM-Gespräch ist nicht nur auf die Rückkehr und Wiedereingliederung, sondern auch auf die langfristige Stabilisierung der psychischen Gesundheit und eine Verhinderung einer erneuten Arbeitsunfähigkeit der jeweiligen Beschäftigten ausgerichtet. Dazu gehören betriebliche Präventionsstrategien, die sowohl die Arbeitsbedingungen verbessern als auch die Resilienz der Arbeitnehmer:innen stärken. Offene Kommunikation, regelmäßige Team-Check-ins und die Thematisierung psychischer Gesundheit im Arbeitsalltag tragen zur Entstigmatisierung bei und fördern das Betriebsklima. Gerade deshalb ist betriebliches Eingliederungsmanagement sowie eine Spezialisierung für verschiedene Fälle und Krankheitsbereiche ein notwendiger Zugewinn für Arbeitgeber:innen und sollte nicht vernachlässigt werden.

 

Fazit

Die Wiedereingliederung nach einer psychischen Krankheit ist eine komplexe Aufgabe, die Einfühlungsvermögen, Fachwissen und strukturiertes Vorgehen erfordert. Daher stehen Mitarbeiter:innen, welche BEM-Gespräche durchführen, meist selbst vor Herausforderungen. Dennoch hilft ein Gespräch im Rahmen eines betrieblichen Eingliederungsmanagements Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber :innen, gemeinsam einen Weg zu finden, um eine nachhaltige Wiedereingliederung ins Unternehmen zu ermöglichen. Maßnahmen wie der Beginn von stufenweisem Arbeiten können in einem BEM Gespräch festgelegt werden und hilft psychisch erkrankten Mitarbeiter:innen individuell und somit nachhaltig, zurück ins Arbeitsleben zu gelangen. Arbeitnehmer:innen brauchen dabei keine Nachteile durch BEM-Maßnahmen zu befürchten, sondern sollten sie als Chance der Wiedereingliederung sehen. Aufgrund dieser Besonderheit sowie der Wichtigkeit des Themas haben wir von alfatraining.com einen Kurs entwickelt, der den Fokus auf das betriebliche Eingliederungsmanagement speziell nach psychischen Erkrankungen legt. Zusammen mit dem BEM-Basiswissen bist du bestens ausgestattet, um eine Wiedereingliederung ins Unternehmen wirksam gestalten zu können.

 

Quellen

(1) Sozialgesetzbuch Neuntes Buch: Rehabilitation und Teilhabe von Menschen mit Behinderungen.

(2) BAuA: Aktuell – Ausgabe 2/2023. Amtliche Mitteilungen der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. Dortmund 2023, S. 2.

(3) BAuA: Die Rückkehr gemeinsam gestalten – Wiedereingliederung nach psychischen Krisen. 1. Auflage. Dortmund 2021, S. 8. 

(4) Voswinkel, Stephan: Rückkehr in die Arbeit bei psychischen Erkrankungen. Herausforderungen für das Betriebliche Eingliederungsmanagament. In: WSI Mitteilungen, 72. JG., 5/2019, S. 347. 

(5) BAuA: Die Rückkehr gemeinsam gestalten - Wiedereingliederung nach psychischen Krisen. 1. Auflage. Dortmund 2021, Vgl. S. 10

(6) Voswinkel, Stephan: Rückkehr in die Arbeit bei psychischen Erkrankungen. Herausforderungen für das Betriebliche Eingliederungsmanagament. In: WSI Mitteilungen, 72. JG., 5/2019, S. 345. 

(7) Vgl. Voswinkel, Stephan: Rückkehr in die Arbeit bei psychischen Erkrankungen. Herausforderungen für das Betriebliche Eingliederungsmanagament. In: WSI Mitteilungen, 72. JG., 5/2019, S. 346

(Stand der Quellen April 2025)

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