Aktuelle Herausforderungen der Baubranche
Baubranche
Aktuelle Herausforderungen der Baubranche
Die vergangenen Jahre waren wirtschaftlich von vielen Herausforderungen geprägt, das zeigt sich auch in der oft als besonders robust angesehenen Baubranche. Von Rohstoffknappheit und Lieferengpässen über steigende Energiekosten und Unsicherheiten bezüglich der Versorgung bis hin zu Inflation und höheren Bauzinsen – die fast 1 Mio. Beschäftigten im Bauhauptgewerbe (1) wurden mit zahlreichen Schwierigkeiten konfrontiert und müssen sich kontinuierlich an veränderte Marktbedingungen anpassen.
Zusätzlich wirken sich langfristige Entwicklungen auf das Baugewerbe aus. Derzeit wird die Energiewende vorangetrieben, weshalb beispielsweise das Thema Modernisierung stärker in den Mittelpunkt des Bausektors rückt. Gleichzeitig sind mangelnder Wohnraum und das Verfehlen der politisch festgelegten Neubauziele Probleme, die gelöst werden müssen. Doch sowohl für die Sanierung bestehender Bauten als auch für den Neubau benötigt die Branche eine begrenzte Ressource: qualifizierte Fachkräfte. Der Bausektor ist dabei einer der Bereiche, in denen der Fachkräftemangel am deutlichsten zu spüren ist. Laut dem DIHK Fachkräftereport 2022 bestehen aktuell bei 58% der befragten Unternehmen Personalengpässe (2). Die Situation wurde Anfang 2023 von mehr als zwei Dritteln der Bauunternehmen als Risiko für die Branche angesehen (3).

Mögliche Lösungen

Ein Lösungsansatz, der in diesem Zusammenhang immer wieder genannt wird, ist die Digitalisierung. So ist beispielsweise durch den Einsatz von 3D-Druckern deutlich weniger Personal zur Errichtung von Hauswänden nötig. Doch ausgerechnet beim Thema Digitalisierung hinkt die Baubranche hinterher, wobei vor allem personelle sowie finanzielle Hindernisse als Gründe genannt werden. Es besteht großer Nachholbedarf in Bezug auf die digitaltechnischen Kompetenzen von Mitarbeitenden, unter anderem bei der Nutzung von Standardsoftware (4).
Gleichzeitig nimmt das Bewusstsein für die Vorteile digitaler Unterstützung im Bauwesen zu, insbesondere seitdem Building Information Modeling (BIM) bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen im Infrastrukturbau und Hochbauten verpflichtend ist. BIM ist eine innovative Methode zum Planen, Bauen und Bewirtschaften von Bauwerken, bei der digital und vernetzt an einem zentralen Bauwerksinformationsmodell gearbeitet wird. Zeitersparnis durch effizientere Arbeitsabläufe und die Vermeidung von Doppelarbeit sowie die ortsunabhängige Verfügbarkeit aller nötigen Daten sind nur einige der Vorteile, die durch die Arbeit mit BIM entstehen.

Lösungsansätze und Entwicklungspotenziale sind demnach vorhanden, doch innovative Technik und neue Arbeitsmethoden allein können die Herausforderungen des Bausektors nicht meistern. Denn nur durch qualifiziertes Personal, das Veränderungen in der Praxis umsetzt, kann die Branche weiterhin ein robuster Wirtschaftsfaktor bleiben. Dafür braucht es die Lernbereitschaft der Beschäftigten – und passende Weiterbildungsangebote.

Quellen:
(1) Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V. (22.05.2023): Fachkräftesituation im Bauhauptgewerbe. Abrufbar unter: https://www.bauindustrie.de/zahlen-fakten/auf-den-punkt-gebracht/fachkraeftesituation-im-bauhauptgewerbe
(2) Deutsche Industrie- und Handelskammer (01/2023): Fachkräfteengpässe – weiter steigend. DIHK-Report Fachkräfte 2022. Abrufbar unter: https://www.dihk.de/resource/blob/89404/584bdc687e6258d15f9228804a39e5d6/dihk-fachkraeftereport-2022-data.pdf
(3) Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V. / Weitz (03/2023): Fachkräftemangel und Rohstoffpreise. Risiko für Unternehmen im Baugewerbe. Abrufbar unter: https://www.bauindustrie.de/zahlen-fakten/bauwirtschaft-im-zahlenbild/fachkraeftemangel-und-rohstoffpreise
(4) RPTU Kaiserslautern-Landau / Fraunhofer IESE / Fraunhofer ITWM / SIAK e. V. / buildingSMART Deutschland e. V. (2023): Digitalisierung der Baubranche. Gefördert durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV). Abrufbar unter: https://www.iese.fraunhofer.de/content/dam/iese/dokumente/media/studien/digitalisierung-baubranche-studie-2023.pdf
Stand der Quellen: August 2023